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Verbunden: 10. April 2002 - 0:00
Winkelfehlsichtigkeit wird auch in Ärztekreisen allmählich a

Hallo Leute,

mein Highligt des heutigen Tages möchte ich Euch nicht vorenthalten

Mein Sohn ist seit seiner Geburt quasi unter Kontrolle in der Frühchensprechstunde unseres Krankenhauses. Seit 3 Jahren geht er dort einmal im Jahr nun zum Kinder- und Jugendpsychologen zwecks Austestung seiner Entwicklungsverzögerungen und muss da graphomotorische, auditive, Konzentrations- und sonstige Tests machen. Habe letztes Jahr schon von der WF berichtet, wurde aber nur belächelt (so nach dem Motto, sie sucht immer noch nach einer Entschuldigung und Erklärung, anstatt zu akzeptieren, dass ihr Sohn eben anders ist).

Heute waren wir wieder da und ich sollte berichten, was sich so ereignet hat im letzten Jahr. Ich erwähnte seine Probleme und diese im gleichen Atemzug mit Winkelfehlsichtigkeit. Und siehe da, der Psychologe war auf Fortbildung und zückte einen Ordner und war voll im Bilde!!!! Er nahm mich endlich ernst (schade, dass Fachleute nur von Fachleuten was annehmen wollen...)

Lukas war 3 Stunden mit Tests beschäftigt. Da waren neue Tests dabei - extra auf WF zugeschnitten! Als Ergebnis konnte auch der Psychologe nur bestätigen, dass es typische Fehler eines winkelfehlsichtigen Kindes sind (b und d, n und m und so weiter). Er bescheinigte Lukas eine überdurchschnittliche Lesefähigkeit - ich fragte ihn, ob er Lukas auch hinterher nach dem Inhalt des Textes fragte. Dies verneinte er. Selbst Lukas` Lehrerin ist noch nicht aufgefallen, dass er nicht sinnentnehmend liest, obwohl er für einen 2-Klässler sehr flüssig vorliest. Na ja, holen wir morgen nach, da kommt Teil 2 der Testserie.

Ich bin einerseits glücklich, hier auf Menschen zu stoßen, die mit dem Thema WF endlich vertraut sind, traurig bin ich aber darüber, dass mein Sohn mittlerweile wirklich psychische Probleme hat und dass es dazu kommen musste (denke hier auch an Franziska Kubsch mit ihrem Sohn, der wohl ähnliches widerfuhr).

Der Psychologe fragte mich sogar nach Adressen von Optikern in der Nähe, denn er hätte etliche Patienten aus dem Westküstenbereich.

Leute, es tut sich wohl endlich was!!!! Vor ein paar Jahren wurde die SI-Therapie noch belächelt, heute wird sie von den KK`s unterstützt und bezahlt. Hoffen wir, dass die Krankenkassen auch beim Thema WF endlich die Augen öffnen und hier unterstützende Hilfe leisten -im Endeffekt sparen die doch auch, wenn dem Menschen gleich und richtig geholfen werden kann.


Gruß

Euere
Kerstin

Bild des Benutzers Franziska Kubsch
Verbunden: 26. November 2001 - 0:00

Hallo Kerstin,

danke für deinen Beitrag. Wie du schon schreibst, ging es unserem Sohn genauso. Er ist jetzt 15 Jahre und die Erlebnisse im schulischen Bereich, kommen zur Zeit in Alpträumen zurück. Ich möchte dir damit keine Angst machen. Kevin haben wir damals an die Ernst-Abbe Schule in Stgt.-Zuffenhausen, Schule f. Sehbehinderte versetzen lassen. Dieses geschah im April 1999 und sein Selbstbewusstsein wird immer stärker und er kann heute damit besser umgehen, als damals mit 11. Ich habe im Internet noch eine Sehbehindertenschule gefunden, an denen ein :wink:elfehlsichtiges Kind ist und habe Kontakt aufgenommen. Es ist die v. Vincke-Schule-Soest/Westfalen. Wenn ich aus diesem Bereich Anrufe erhalte, zwecks Probleme an Regelschulen, wäre diese Schule bereit, weitere Kinder aufzunehmen.
Gerade auf unserem Treffen und durch Anrufe, muss ich immer wieder feststellen, dass für manche Kinder die Situation in der Regelschule kaum auszuhalten ist und solche Äußerungen kommen wie damals bei Kevin.
Viele sind der Meinung, wenn das Kind verlässlich korrigiert wurde, dürfte es keine Problematik geben. Das sehe ich anders, weil dem Kind vorab (bevor eine WF festgestellt wurde)schon das Selbstbewusstsein verloren gegangen ist und man bedenken muss, dass nach einiger Zeit eine neue Messung erfolgt. Wenn das Kind stabil ist oder ev. eine OP erfolgte, muss es trotzdem noch sehr viel nachholen im Gegensatz zu anderen Kindern. Es muss an Regelschulen vielmehr Aufklärungsarbeit betrieben werden. Wir brauchen kleinere Klassen,damit sich die Lehrer auch um solche Kinder kümmern können und die betroffenen Kinder nicht auch noch aus ihrer gewohnten Umgebung rausgerissen werden. Aber von allen Seiten hört man nur keine Gelder da. Wo sollen wir mit unseren Kindern hin, wenn es an den Regelschulen nicht klappt??? Wir hatten 32 Schulen angeschrieben und haben nur 2 Rückantworten erhalten, aber auch hier wird ein Umdenken erfolgen müssen.
Schicken wir die Kinder nicht in die Schule, werden sie womöglich von der Polizei abgeholt. Es wird für soviel Unsinniges, Geld ausgegeben, aber um unsere Zukunft, unsere Kinder, interessiert und kümmert sich keiner.

Aber wie man sieht, tut sich was und das baut einen auf, um für unsere Zukunft stark zu bleiben!
Habe neulich auch erlebt, dass ein Kinderarzt, wenn eine Augenarztuntersuchung gemacht wurde u. es weiterhin Probleme gibt, auf die Winkelfehlsichtigkeit hinweist. Auch habe ich schon Unterlagen an interessierte Kinderärzte weitergegeben.
Eventuell bildet sich in Kürze eine neue Gruppe im Raum Paderborn. Diese bekommt natürlich meine volle Unterstützung. Werde euch auf dem Laufenden halten.

Franziska Kubsch
Selbsthilfegruppe Winkelfehlsichtigkeit

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Gast (nicht überprüft)

Kerstin und andere,
es ist eine Schwierigkeit, dass die MKH nicht von den gesetzlichen Kassen bezahlt wird. Wenn Sie es würde, dann würde aus dieser Methode ein drei Minuten-Verfahren werden und es wäre damit, wie Dr. Wulff das vor drei Jahren für viele damals noch völlig unverständlich sagte, tot. Denn keine Kasse wäre bereit, dieses Verfahren so zu bezahlen, dass damit wirklich z. B. eine volle Stunde (eines Spezialisten) annähernd vergütet wird oder wie manchmal nötig, alle sechs Wochen neue teure Prismengläser voll bezahlt. Und mit erheblich niedrigenen sog. Festbeträgen und der Tatsache, dass nicht einmal eine einfache Fassung bezahlt wird,
ist nicht geholfen.
Der Kampf um Anerkennung=Kassenvergütung ist nach meiner jetzigen Meinung unsinnig und führt nicht zum Ziel, sondern wirkt kontraproduktiv.

Und das andere wären die vielen Augenoptiker, die es, wenn wirklich vernünftig bezahlt würde, dazu bräuchte. Heute gibt es doch nur eine Handvoll von auf Kindern spezialisierten und ähnliche Fälle wie bei Deinem Sohn auftretende Probleme sinnvoll zu korrigieren. Und diese Spezialisten lassen sich nicht einfach vermehren, indem man mehr Geld hineinpumpt.

Der Prozeß der MKH-Anerkennung läuft, zwar sehr langsam und berufspolitisch stark umkämpft. Aber die Menge an Bedarf entspricht immer noch etwa der Menge des vorhandenen "fähigen" Personals.

Vielleicht sehe ich das auch völlig falsch?
Grüße von Martina S.

Bild des Benutzers Franziska Kubsch
Verbunden: 26. November 2001 - 0:00

Hallo Martina,
unter Interdisziplinäre Frage schreibst du, dass du dich nicht outest, da du mit deiner Arbeit an Kinder schon jetzt nicht mehr nachkommst.
Hier wiederum schreibst du, die Menge an Bedarf entspricht immer noch etwa der Menge des vorhandenen fähigen Personals.

Das sehe ich als Leiterin der Selbsthilfegruppe ganz anders, da ich ja bundesweit und im Ausland mit Betroffenen zu tun habe.
Da ich im Interesse der Betroffenen ehrenamtlich tätig bin, hoffe ich, dass die MKH von den gesetzlichen Kassen bezahlt wird. Mit Sicherheit nicht in den nächsten Tagen, aber ich habe etliche Vorschläge ausgearbeitet und es beantragt. Diese Ausarbeitung ging an die Bundesministerien in Bonn u. Berlin, an den Deutschen Bundestag in Berlin, an den Landeselternbeirat und an die GKV. Und anhand dieser Vorschläge, wird aus der MKH sicherlich kein drei Minuten-Verfahren. Von vorne herein zu sagen, das keine Kasse bereit wäre, dieses Verfahren zu zahlen, kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich habe jedenfalls einige Betroffene, die aus ihren Kassen austreten und in die Kassen gehen, die wenigstens etwas bezahlen. Und warum sollte die MKH nicht bezahlt werden, weißt du eigentlich, was die Krankenkassen für Geld ausgeben, ohne das den Kindern geholfen ist? Du kannst es vielleicht nicht nachvollziehen, aber es gibt Betroffene, die sehr dankbar sind, wenn sie die Festbeträge erstattet bekommen, denn z.B. 40 € sind für eine Familie m. 2-3 Kindern o. mehr, eine Menge.
Es kann nicht angehen, dass Eltern, wo Kinder eine Brille nach MKH benötigen, die Eltern den Kindern die Brillen erst garnicht ermöglichen können oder nach weiteren Messungen wegnehmen müssen, weil sie es finanziell nicht aufbringen können.
Ich finde deshalb den Kampf um Anerkennung=Kassenvergütung für die Betroffenen nicht unsinnig.
Auch über das Jugendamt habe ich mich erkundigt. Sie zahlen zwar für Kurse bei Lese- u. Rechtschreibschwäche o. Dyskalkulie, aber bei Brillen geben sie keine Unterstützung.
Du schreibst, Spezialisten lassen sich nicht einfach vermehren, indem man mehr Geld hineinpumpt, da stimme ich dir vollkommen zu, aber muss dir auch schreiben, das Eltern viel Geld investiert haben, weil sie dachten bei einem Spezialisten zu sein und dann eines besseren belehrt wurden, weil ihrem Kind nicht geholfen war. Deshalb bin ich froh am 2.7.2001 die Selbsthilfegruppe gegründet zu haben und neutral den Betroffenen helfen kann.

Franziska Kubsch
Selbsthilfegruppe Winkelfehlsichtigkeit

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Es wäre doch möglich, Kassenakzeptanz endlich vorausgesetzt, dass die Optiker mit der Kasse abrechnen können. Sie beherrschen doch das Testverfahren und nehmen sich die Zeit. Ergotherapeuten können auch über die Kasse abrechnen, ebenso Masseure u. a. Was man dann halt als "Patient" bräuchte, wäre ein Rezept vom überweisenden Arzt (bietet sich der AA an). Soviel zum Organisatorischen. Brillengläser können Optiker ja auch schon mit der Kasse abrechnen - ohne Rezept vom AA. Es ist hier m. E. eine Frage des Willens und der Akzeptanz - und bisher ein Politikum, das wissen wir.

Ich denke auch, dass der "Ansturm" Betroffener nur deshalb noch nicht in vollem Gange liegt, weil WF noch nicht so bekannt ist. Aber der Stein ist im Rollen, wie selbst Du, liebe Martina merkst, wenn Du schreibst, Du bist mit Deinen betroffenen Kindern ausgelastet(danke übrigens für das "Outing", schade, dass Bayern so weit weg ist). Es werden immer mehr, glaube mir! Wenn die Eltern nur erst mal wüssten, dass die Probleme ihres Kindes im Sehen liegen...!Ein Dr. Wulff hat auch nicht umsonst so lange Wartezeiten für einen ersten Untersuchungstermin.

Was die Schulklasse meiner Kinder anbetrifft, so denke ich, dass 30 Prozent korrekturbedürftig wären, anhand der Auffälligkeiten, die sie haben. Im Nachbarort ist auch eine betroffene Mutter, die hat es geschafft, dass der Optiker in die Klasse kam (18 Kinder) - 8 davon haben jetzt, glaube ich, eine Prismenbrille und es ist merklich ruhiger und homogener in der Klasse geworden und die Lehrerin kann endlich mit den Kindern arbeiten.

So teuer die ganze Messmethode auch sein mag, ich bin mir sicher, mein Sohn hat die KK bisher mehr gekostet, als es nötig gewesen wäre, wenn er schon vor 4 Jahren eine Prismenbrille bekommen hätte. Allein die ganzen Ergotherapien, SI-Therapien, Krankengymnastik, EEG's, psychologischen Austestungen usw, usw. Von seinem psychischen "Schaden", den man nicht in DM aufrechnen kann, mal ganz abgesehen - und das macht mich als Mutter erst recht so wütend. Ich denke, Franziska und andere betroffene Eltern können mir nachempfinden.

Leid und verbaute Chancen im Leben kann man nicht in barer Münze aufrechnen. Schon der Gedanke, da ist ein Kind mit guter bis hoher Begabung, aber es landet auf einer Förderschule oder Schule für Sehbehinderte, oder wird mit Ritalin (heißt das Zeugs so?) vollgestopft wg. ADS...es werden Millionen für symptomatische Behandlung ausgegeben, statt die Wurzel beim Übel zu packen - und das, wo es doch aufgrund von Erfahrungen schon bekannt ist, dass den Kindern mit Prismen geholfen werden kann....ich höre hier besser auf, es ist nichts Neues mehr...

Liebe Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!