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Bild des Benutzers Anna
Verbunden: 21. März 2003 - 0:00
Prognosen und Geduldsfragen

Hallo,

Kathrin hat ein Thema angeschnitten, das so einige interessieren dürfte wie lange noch?
Ja ich weiß, dass niemand Prognosen geben kann, in welche Höhen eine WF sich entwickelt.
Aber aus der praktischen Erfahrung heraus müssten sich doch einige Anzeichen deuten lassen

-Kann der Anstieg auch abrupt aufhören oder flacht sich die Kurve immer nur langsam ab?

-Kann es nach einem langsamen Anstieg noch zu größeren Sprüngen kommen?

-Verlaufen die Kurven bei Außenschielen anders als bei Innenschielen (abgesehen davon, dass Exoten meist nicht so hohe Werte entwickeln wie Esos)?

-Was sind die höchsten möglichen Werte bei einer WF? Man hört schon mal Gruselgeschichten von 60, 70 Prismen .

-Hat es was zu bedeuten, wenn eine Gewinkelte beim Blick durch die Prismenbrille immer noch doppelt sieht, wenn sie die Augen entspannt, also bewusst gegen unendlich guckt? Lässt sich aus dem Abstand dieser Doppelbilder voneinander irgend etwas ablesen?

Ehrlich gesagt, habe ich so langsam keine Lust mehr. Nach knapp zwei Wochen Folientragen (von 22 auf 32 erhöht) ist die anfängliche Verbesserung (die auch noch nicht optimal war) schon wieder fast dahin, wie jedesmal kurz nach einer Erhöhung der Werte. Nicht ohne Grund hat Dr. Wieditz mich anscheinend mit den tröstenden Worten entlassen "da kommt noch was".

Wie lange soll man also noch der Dinge harren, die da kommen mögen?

Da man mehr als die Werte, die ich jetzt trage, nicht auf einmal operieren kann, ist auch die Frage, ob es gut wäre, die Folie weiter zu erhöhen, wenn die Werte noch ansteigen.
Dr. Wieditz riet, erst einmal abzuwarten, ob der Rest nicht von selbst kompensiert werden kann. Wie lange dauert es aber, bis die eigene Kompensation wieder einsetzt, die zuviel gelockerten Muskeln sich also wieder so weit verkrampfen, dass genau der Wert ausgeglichen wird, den die Brille korrigiert? Laut MKH sollen solche Teilkorrektionen doch unverträglich sein.

Gruß,
Anna
die in Sachen Prismen lieber nicht beherzigt, was in ihrem Poesiealbum steht "alles kommt zu dem, der da harrt".

PS Nachtrag ich wundere mich selbst ein bisschen, dass die hohen Werte erst im fortgeschrittenen Alter (32) herauskommen. Ich hatte zwar schon seit Mitte 20 Beschwerden, aber nie Doppelbilder oder Kopfschmerzen.
Andererseits hatte ich weder als Erwachsene noch als Kind je schwere Krankheiten mit hohem Fieber - bei denen sich eine WF anscheinend am ehesten bemerkbar macht. Außerdem habe ich immer schon sehr viel gelesen, also doch so etwas wie Funktionstraining betrieben - vielleicht waren die Muskeln deshalb so verspannt, dass sie nicht gleich locker lassen wollten?
Immer noch Fragen über Fragen...

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo, Anna

Habe Dir schon zweimal geantwortet und jedesmal war der Text per Mausklick weg. Es sollte wohl nicht sein. Nun versuche ich es sicherer über Word mit Kopierfunktion.

Alle Fragen zum Anstieg sind nicht zu beantworten. Der zugrundeliegende Bildlagefehler kann sich sehr schnell, aber auch erst über Jahre voll korrektionszugänglich zeigen. Es gibt nur einige Erfahrungswerte, wie man i.d.R. schneller hinter den Gesamtfehlwert kommt. Hier gilt mein Tipp von der Messung im Vierteljahresabstand. Man sollte nicht zu kurze, aber auch nicht zu lange Tragezeiträume zwischen zwei Messungen verstreichen lassen. Je kürzer der Messabstand desto unsicherer wird das Ergebnis, im schlimmsten Fall führt man das Sehen in neue Verspannungen hinein, statt alte aufzulösen. Diese Möglichkeit wird manchmal zu wenig beachtet. Probleme zeigen sich oft erst bei zunehmender Unverträglichkeit. Zu langes warten, integriert einen gefundenen Wert zu fest in ein noch nicht sauber entspanntes Binokularsehen.

Werden die Fehlwerte operationsrelevant, sollte ebenfalls eine Sicherheitsphase eingehalten werden, und dann ein Eingriff erfolgen.

Der Eingriff schafft völlig neue Grundbedingungen. Diese können durchaus so stabil sein, das ein weiterer Abbau der WF (Restfehlwert) sich erübrigt. Manchmal wird dieser erst nach Jahren, z.B. bei hoher visueller Belastung am Bildschirm störend. empfunden. Will man den Fehlwert in jedem Fall ausgleichen, sollte nach der OP auch wieder eine Stabilisierungsphase abgewartet werden. Nur bei noch hoher Problematik wird man schon nach kurzer Zeit weiterkorrigieren. Gesamtfehlwerte von bis zu 120 Prismen sind theoretisch möglich, werden aber in der Regel nie erreicht.

Doppelbilder sind beim Blick „ohne oder mit falschem Fixationsziel“ bei vielen Menschen abrufbar. Sie geben keinen Rückschluß auf die WF. Nach einer Schiel-OP kann dieser Zustand auch erzeugt werden, wenn die Augen die alte Stellung vor der OP einnehmen. Dies geht i.d.R. aber nach spätestens einem Jahr einfach nicht mehr, wenn man sich dies nicht bewust eintrainiert hat. (was nicht ratsam wäre)

Verbesserungen, speziell mit Folien, sind normalerweise nicht von langer Dauer. Dazu muss man wissen, dass das Zentrum der Visusspitze beim Menschen einen sehr kleinen Bereich ausmacht, indem durchaus der Wert von Visus 2.0 erreichbar ist. Bei Folienkorrektionen erreiche ich selten über 0.6-0.8 davon. Das Platau des angesprochenen Netzhautarreals ist wesentlich größer und die Einstellung fixationsbedingt schlechter. Dies ist übrigens der wesentlichste Faktor, der gegen(!) Folienkorrektionen spricht.

Der OP-Wert sollte vorher nicht wesentlich überkorrigiert werden. Das ist nicht sinnvoll, aber es sollte abgewartet werden, ob der zuletzt gefundene Wert nicht eine tageszeitliche Spitze darstellte, die in der Zukunft nicht bestätigt wird.

Ein junger Mensch verfügt über erheblich mehr an Energiereserven, dies machen alle Leistungssportler deutlich. Erst wenn Erfahrung und spontane Energie in den Wettstreit geraten, wird der Mensch über dreizig wieder gefragter, auch dies zeigen gewisse Sportarten an.

WF stört in den Entwicklungsjahren, in der Schulzeit, danach oft nur in Stresssituationen und dann erst wieder häufiger über dreizig oder um die vierzig. Über fünfzig wird man nur noch seltener zu einer Korrektion raten müssen, es sei denn, die Beschwerden sind z.B. durch die Wechseljahre ganz neu aufgebrochen und für WF sehr typisch. Hier hat die Erfahrung vieles wettgemacht, zudem nimmt der Berufsstress und die Sehanforderungen schon in diesem Alter häufiger ab. Gewisse Arbeiten überläßt man gerne den Jüngeren oder man lässt es etwas ruhiger angehen.

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Anna
Verbunden: 21. März 2003 - 0:00

Hallo Paul-Gerhard,

herzlichen Dank für die dreifache Mühe.
Man lernt doch auch über 30 nie aus

ZitatHier gilt mein Tipp von der Messung im Vierteljahresabstand.


Habe ich - wenn auch mehr oder weniger zufällig - im Großen und Ganzen eingehalten.

ZitatWerden die Fehlwerte operationsrelevant, sollte ebenfalls eine Sicherheitsphase eingehalten werden, und dann ein Eingriff erfolgen.


Die Sicherheitsphase ergibt sich schon aus den langen Wartezeiten auf Ersttermine und Op bei den einschlägigen Koryphäen.

ZitatWill man den Fehlwert in jedem Fall ausgleichen, sollte nach der OP auch wieder eine Stabilisierungsphase abgewartet werden.


Also wieder warten, warten, warten .

Zitat Doppelbilder sind beim Blick „ohne oder mit falschem Fixationsziel“ bei vielen Menschen abrufbar. Sie geben keinen Rückschluß auf die WF.


Das beruhigt mich.

ZitatNach einer Schiel-OP kann dieser Zustand auch erzeugt werden, wenn die Augen die alte Stellung vor der OP einnehmen. Dies geht i.d.R. aber nach spätestens einem Jahr einfach nicht mehr, wenn man sich dies nicht bewust eintrainiert hat.


Ein ganzes Jahr ... das heißt, auf ein schnelles gutes Ergebnis nach der OP sollte ich mich lieber nicht zu früh freuen?

ZitatVerbesserungen, speziell mit Folien, sind normalerweise nicht von langer Dauer. Dazu muss man wissen, dass das Zentrum der Visusspitze beim Menschen einen sehr kleinen Bereich ausmacht, indem durchaus der Wert von Visus 2.0 erreichbar ist. Bei Folienkorrektionen erreiche ich selten über 0.6-0.8 davon. Das Platau des angesprochenen Netzhautarreals ist wesentlich größer und die Einstellung fixationsbedingt schlechter. Dies ist übrigens der wesentlichste Faktor, der gegen(!) Folienkorrektionen spricht.


Das ist auf jeden Fall eine bessere Erklärung, als Folien pauschal abzulehnen.
Wenn ich mit der Folie nicht besser sehen kann als ohne, muss das also nicht auf einen Anstieg hindeuten?

Leider gibt es zur Folie für mich keine Alternative - mein Prismenbudget ist absolut erschöpft und mehr als meine jetzigen 12mm Randdicke sind nicht denkbar, denn ich stoße jetzt schon mit den Wimpern an die Gläser (und sorge deshalb für einige neue Arbeitsplätze in der Brillenputztuchindustrie).
Was den optimalen Visus zum beidäugigen Sehen angeht, so erreicht man diesen bei dicken Prismengläsern ohnehin nur noch genau am Durchblickspunkt, außerhalb davon ist alles verzerrt.


Zitates sollte abgewartet werden, ob der zuletzt gefundene Wert nicht eine tageszeitliche Spitze darstellte, die in der Zukunft nicht bestätigt wird.


Dass die Tagesform eine wichtige Rolle spielt, habe ich schon länger im Verdacht (aus einer früheren Messung nach nur 3-4h Schlaf ergab sich eine unverträgliche Überkorrektur). Müsste man nicht grundsätzlich an verschiedenen Tagen messen, bevor man die Werte in Gläser einbaut?

ZitatEin junger Mensch verfügt über erheblich mehr an Energiereserven, dies machen alle Leistungssportler deutlich. Erst wenn Erfahrung und spontane Energie in den Wettstreit geraten, wird der Mensch über dreizig wieder gefragter, auch dies zeigen gewisse Sportarten an.


Tröstlich - wenn ich mich bei meinen ÜD (Über Dreißigern) im Bekanntenkreis so umschaue, gibt es eigentlich niemand mehr ohne Zipperlein. Alle Energiereserven verschossen, und trotzdem noch nicht aus Erfahrung klug geworden - ich kann es kaum erwarten, endlich 40 zu werden

Ein wesentlicher Faktor bei WF-Beschwerden im fortgeschrittenen Alter dürfte allerdings die kaum noch zu vermeidende Bildschirmarbeit sein (auch hier evt. in Zusammenhang mit Nackenbeschwerden, die diese Arbeit mit sich bringt??). Die Zukunft der Augenoptik dürfte gesichert sein.

Viele Grüße
Anna