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Bild des Benutzers Kenja
Verbunden: 8. Oktober 2005 - 0:00
Anisometropie wie lange mit Brille korrigierbar?

Hallo,

Bei meinem Sohn (15) nimmt die Kurzsichtigkeit ca. alle 6 Monate um 0,5 dpt. zu. Dieses Mal verschlechterte sich „nur“ das rechte Auge. Mittlerweile ist er bei folgenden Werten

R - 7,0 - 2,25 70
L - 3,5 - 2,75 105

Jetzt habe ich gelesen, dass bei einer starken Ungleichsichtigkeit die Korrektion mit einer Brille problematisch wäre.(Vom kosmetischen Aspekt mal abgesehen). Durch das Entstehen unterschiedlich großer Bilder auf der Netzhaut könnte zum einen ein Doppelbild auftreten oder zum anderen ein Auge unterdrückt werden.
Der Augenarzt sagte lediglich vor zwei Wochen zu mir, dass mein Sohn alles etwas verkleinert sehen würde. Da ich zu diesem Zeitpunkt von den Auswirkungen dieser Ungleichsichtigkeit keine Ahnung hatte, konnte ich dazu leider keine Fragen stellen.

Beim Optiker habe ich vor ein paar Tagen das Thema noch einmal angeschnitten. Dieser meinte jedoch, dass man das nicht generell sagen könnte, denn das Gehirn wäre in der Lage dies auszugleichen.

Folgende Fragen beschäftigen mich allerdings weiterhin

1. wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich zu solchen Begleiterscheinungen kommt?

2. Sollte es tatsächlich zur Unterdrückung eines Auges kommen, passiert das dann schleichend oder abrupt? Also im Klartext - bemerkt das der Betroffene oder kann man das nur bei einer Refraktion feststellen - ?

3. Ab wann bestünde denn die Gefahr, dass das Auge schwachsichtig wird bzw. in welchen Zeitabständen müsste man das kontrollieren lassen?


Vielleicht kann mir von den Experten jemand die Fragen beantworten.


Bild des Benutzers augenblicker
Verbunden: 29. September 2005 - 0:00

hallo kenja,
dein optiker hat schon ganz recht, pauschal kann man da kein urteil abgeben.
es ist nicht aussergewöhnlich bei anisometropie, dass sich nur ein auge verschlechtert, das kann beim nächsten mal schon wieder anders sein. das gehirn gleicht tatsächlich einiges aus, zumal die änderungen schrittweise erfolgen.
die wahrscheinlichkeit, dass es zu diesen begleiterscheinungen kommt, halte ich nicht für sonderlich hoch, wenn es aber tatsächlich so sein sollte, passiert es allmählich, jedoch sollte der augenarzt(AA) in seinen unterlagen auch den visus(=sehleistung) vermerkt haben, also nach jedem termin nachfragen, ob denn der visus gleichgeblieben ist. wenn ihr alle 6 monate zum AA geht und jedesmal der visus eines auges 0,1 oder mehr nachgelassen hat, dann könnte man von einer entwicklung zur schwachsichtigkeit sprechen.
was auf jeden fall ein versuch wert wäre
kontaktlinsen(KL) plus brille !!!
KL im monatstauschsystem ohne cyl-wert plus brille nur mit cyl-wert.
VORTEIL 1. bei einer verschlechterung müsste dein sohn nur die KL neu haben, die brille könnte (meistens) bleiben .
2. die netzhautbilder werden grösser und vor allen dingen rechts/links gleich gross.
durch die vergrösserung der netzhautbilder ist auch eine visussteigerung zu erwarten.
3. die brille wird leichter, gläser dünner, ästhetischer und günstiger.
6. monatsKL ohne cyl-wert sind unkompliziert anzupassen und um ca.30 - 50 % günstiger als die torischen monatsKL, welche zudem auch nur selten vollkorrigierend sind, da die cyl-werte und achslagen nur in bestimmten abstufungen erhältlich sind, für das linke auge deines sohnes gäbe es zB keine exacte monatsKL.


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einen schönen tag noch !
augenblicker

Bild des Benutzers Kenja
Verbunden: 8. Oktober 2005 - 0:00

Hallo Augenblicker,

erst einmal vielen Dank für deine schnelle Antwort. Da bin ich doch jetzt erst einmal etwas beruhigt.
Deinen Vorschlag, die Korrektion mit KL und Brille vorzunehmen, leuchtet mir ein. Würde es mich selbst betreffen, hätte ich das auch schon längst in die Tat umgesetzt.

A b e r der Sohnemann möchte absolut keine KL. Da wird ja auch vom Träger schon ein gewisses Maß an Sorgfalt verlangt. Oh je, wenn ich mir da nur allein das Zimmer anschaue!
Ich muss auch sagen, ihn selbst stört der unterschiedliche Verkleinerungseffekt der Augen (noch) nicht. Und somit ist das für mich dann in Ordnung.

Ein anderer Grund, ihn von KL zu überzeugen, wäre die Möglichkeit damit evtl. die Kurzsichtigkeit etwas zu verlangsamen. Wissenschaftlich bewiesen ist ja auf diesem Gebiet allerdings bis heute nichts. (Ausnahme Ortho-K-Linsen, die aber wegen der zu hohen Fehlsichtigkeit nicht mehr in Frage kommen)

Auf mein Nachfragen bei uns erhalte ich seit Jahren immer die gleichen Antworten (AA „das können Sie vergessen!“ Optiker „tut mir Leid, habe keine Erfahrung damit!“) Nun ja, wir leben halt auch etwas in der Provinz 

Hast du evtl. Fälle in der Praxis erlebt, bei denen der Einsatz von harten KL den gewünschten Erfolg gebracht haben?

Viele Grüße
Kenja

Bild des Benutzers augenblicker
Verbunden: 29. September 2005 - 0:00

HALLO KENJA;
die möglichkeit, die entwicklung der kurzsichtigkeit zu verlangsamen, besteht zumindest theoretisch bei harten KL.
die meinungen darüber sind sehr geteilt.
ich bin der meinung, dass es funktionieren kann, aber nur solange die harten KL getragen werden, wenn der kunde dann aus irgendwelchen gründen keine KL mehr tragen möchte, wird dann allerdings die stärkenänderung "nachgeholt".
ich halte die o.g. möglichkeit(KL & Brille) für die angebrachteste, habe diese selbst mehrere male erfolgreich angewandt. im letzten fall erfolgte eine visussteigerung von 0.6 auf 1.0.
die verträglichkeit einer KL/Brillen-korrektion(in bezug auf unterschiedliche netzhautbildgrössen) kann man schlecht voraussagen, es hängt davon ab, ob das auge zu lang gebaut ist oder die brechkraft des auges zu hoch ist. man könnte versuchen, über die messung der hornhautradien eine schätzung abzugeben, aber aufschluss gibt erst ein trageversuch mit probeKL und einfachsten brillengläsern.

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einen schönen tag noch !
augenblicker

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo,

Ein Zusatz zu allen schon ausführlich von Augenblicker dargestellten Aspekten
Weiche KL stehen eher im Verdacht, die Kurzsichtigkeit zu fördern,also zu verschlechtern, aber auch nur solange sie getragen werden.

Gruß
Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers augenblicker
Verbunden: 29. September 2005 - 0:00

hallo eberhard,
dieser aspekt ist mir neu.
welchen hintergrund könnte er haben ?
harte KL üben durch die lider einen gewissen druck auf das auge aus, was dann auf die baulänge des auges eine stauchende wirkung haben soll, aber ich kann mir auf die gegenteilige wirkung bei weichen KL keinen reim draufmachen.

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einen schönen tag noch !
augenblicker

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo augenblicker,

bei weichen KL kommt es zu Ödembildung in der Hornhaut. Da dieses Ödem oft zentral liegt, versteilt sich die Hornhautvorderfläche und die Myopie wird stärker. Ist das Ödem gleichmäßig über die Hornhaut verteilt, was aber seltener ist,kann es im Gegensatz zu einer ganz geringfügig geringeren Myopie kommen.

Als es nur (P)HEMA-Linsen gab, war das Problem bekannter.

Bei harten kommt es nicht zur Stauchung der Gesamtlänge des Auges, sondern bei Flachanpassung zu einer Abflachung der Hornhaut.

Gruß
Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers augenblicker
Verbunden: 29. September 2005 - 0:00

hallo eberhard,
Zitat
"Bei harten kommt es nicht zur Stauchung der Gesamtlänge des Auges, sondern bei Flachanpassung zu einer Abflachung der Hornhaut."

irgendwie hört sich das für mich gleich an.

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einen schönen tag noch !
augenblicker

Bild des Benutzers Kenja
Verbunden: 8. Oktober 2005 - 0:00

Hallo Augenblicker,
hallo Eberhard Luckas,

wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, hängt ein evtl. Erfolg mit harten KL davon ab, ob die Ursache der Myopie ein zu lang gebautes Auge ist oder eben die zu hohe Brechkraft der Hornhaut.
Aufschluss darüber bekäme ich durch eine Messung der Hornhautradien. Wer führt denn solche Messungen durch? Muss das ein KL-Spezialist sein oder kann das auch ein erfahrener Refraktionist?

Jetzt aber noch mal zur Wirkungsweise.
Wenn die harten KL nicht mehr getragen werden , kommt es "danach" zu einer Stärkenanpassung.

Bei den weichen KL ist es umgekehrt, es kommt "während des Tragens" zur Zunahme der Myopie . Wie verhält es ich denn jetzt aber, wenn diese nicht mehr getragen werden und die Myopie noch nicht zum Stillstand gekommen ist? Habe ich dann die Dioptrien während der Tragezeit noch zusätzlich erworben, oder erfolgt die nächste Zunahme entsprechend später?

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Kenja,

das ist eben das, was niemand herausfinden kann. Alles vorher geschriebene ist wissenschaftlich nicht nachweisbar, aber wir erleben das trotzdem nahezu täglich.
Anzunehmen ist, daß bei noch nicht zum Stillstand gekommener Myopie die Veränderungen durch die KL entweder zur Verlangsamung bzw. zur schnelleren Steigerung beitragen und bei Nichttragen der KL entsprechende Rückbildungen auftreten können.

Gruß
Eberhard

Viele Grüße

Eberhard