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Bild des Benutzers Roman
Verbunden: 11. August 2004 - 0:00
Anisometropie, ein Praxisfall

Hallo alle zusammen,

ich möchte hier an dieser Stelle mal einen aktuellen Fall darstellen, und dazu mal Eure Meinung und Gedanken wissen

Eine Kundin von mir hat folgende Werte

R sph -2,25 cyl +0,50 A 90°
L sph +0,50 cyl +3,50 A 80° blink

mit einer Addition von 1,50.

Sie hat seit kurzem eine Gleitsichtbrille mit Rodenstock Progressiv Life XS Gläsern und kommt damit nicht klar.

Meiner Meinung nach ist dies kein Wunder. Meine Erklärung

Aufgrund der starken Anisometropie kommt es zu starken prismatischen Höhendifferenzen, vor allem in der Nähe, und genau hier hat die Kundin starke Probleme. Bei Gleitsichtgläsern muß ich den vertikalen Meridian beachten, hier hat die Kundin Rechts eine Wirkung von -2,25 dpt und Links etwa 0,75 dpt. Das ergibt eine Anisometropiedifferenz von 3 dpt. Der Prismenbezugspunkt von einem Gleitsichtpaar hat ja immer den gleichen Prismenwert. Und dieser Punkt liegt bei diesem Glastyp laut Rodenstock 4 mm unterhalb des Fernkreuzes. Das ergibt doch dann mit der Formel P = c mal S\' = 0,4cm mal 3 dpt eine vertikale Prismendifferenz von 1,2 cm/m Basis unten im Fernkreuz.
Das ganze für die Nähe ergibt bei einer Progressionszonenlänge von 14 mm demnach P = 1,4cm mal 3 dpt eine vertikale Prismendifferenz von bis zu 4,2 cm/m Basis unten im Nahkreis.
Demnach ist es doch absolut nicht verwunderlich, das diese Kundin mit der Brille nicht klar kommt, wer kann schon vertikal ein Prisma von 4 dpt ausgleichen, oder?S

Mir geht es jetzt darum Stimmen meine Überlegungen und Berechnungen? Kann ich da was mittels Prismenangleich verbessern oder sollte ein prismatischer Höhenausgleich gemacht werden? Wie sind Eure Erfahrungen mit solchen Anisometropiefällen? Wie sollte man weiter verfahren?

Würde mich über Eure Antworten sehr freuen.)

Besten Dank,

Roman

Bild des Benutzers Gast
Gast (nicht überprüft)

Hallo Roman

Kannst du uns noch etwas mehr Details liefern?

Wie ist der korrigierte Visus R / L?
Wie gut ist das Binokularsehen?
Sind wirklich keine Prismen messbar?
Wurde Videozentrierung benützt?
Warum wurde nicht Impression FreeSign ausgeführt?

Kollegiale Grüsse
Urs

Bild des Benutzers Roman
Verbunden: 11. August 2004 - 0:00

Hallo Urs,

ich versuch mal mein bestes

also Videozentrierung wurde mit dem ImpressionIST durchgeführt. Impression FreeSign scheiterte am lieben Geld der Kundin( .
Visus und Binokularzustand weiß ich jetzt nicht, da wir so weit ich weiß das Rezept eines Augenarztes ausgeführt haben, von dem wir aber wissen, das er sehr gute Refraktionen durchführt. MKH Messung kann ich leider in dem geschäft in dem ich arbeite nicht durchführen.

Aber ist meine oben dargestellte Rechnung überhaupt richtig?

Grüße,

Roman

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Roman,

nur eines könnte, muß aber nicht falsch sein in der Berechnung. Im Prismenbezugspunkt soll egal welche Stärke die gleiche prismatische Wirkung vorherrschen, nämlich nur die des Dickenausgleichprismas, was bei Gleitsichtgläsern ja üblich ist. Also wohlgemerkt kein resultierendes Fehlprisma. Ob das wirklich bei den Gläsern so ist, kannst Du ja nachmessen.
In der Nähe müsste Deine Rechnung stimmen.

Wenn Deine Kundin schon immer diese Anisometropie hatte, ist es doch nur das einfache Glas, was die Unverträglichkeit ausmacht. Die meisten Menschen verkraften das. Ist die Anisometropie in letzter Zeit erworben, z. B. Cat-OP, ist die einzige Möglichkeit der Slab-Off-Schliff.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Rafael76
Verbunden: 2. August 2004 - 0:00

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Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Ihr Beiden,

ich habe gerade mal 2 Gleisis gemessen R -0,25 L -2,75 Add. 2,5

Im geometrischen Mittelpunkt ( 5mm unter Kreuz) haben beide Gläser die gleiche prismatische Nebenwirkung, nämlich 0,5 cm/ B unten. Im Nahpunkt messe ich R 1,75 B unten L 2,0 Basis unten.

Das ist deutlich weniger Differenz, als rechnerisch zu erwarten wäre. Das meinte ich mit der Sache beim Prismenbezugspunkt und Dickenreduktionsprisma. Das ist nunmal die geometrische Mitte des Gleitsichtglases. Wenn ich jetzt noch eine kurze Progression nehme, bleibt kaum noch eine Höhendifferenz übrig.
Ich habe übrigens Multigressiv gemessen.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Rafael76
Verbunden: 2. August 2004 - 0:00

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Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Rafael,

ich fertige SlabOffs auch nur bei vor kurzem erworbenen Anisometropien. Bei Ungleichsichtigkeiten vom Kindesalter an ist es fast nie erforderlich, solange sie immer korrigiert war.

Viele Grüße

Eberhard