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Bild des Benutzers naca
Verbunden: 2. Juli 2011 - 9:27
Frühkindliches Schielen - was tun?

Hallo,

erstmal vielen Dank an alle Beteiligten für diese super informative Seite.

Bei meiner Tochter (6 Monate) wurde jetzt eine Estropie diagnostisirt (Linkes Auge bis zeitweilig alternierend) um etwa +15°, die Beweglichkeit der Augen ist unauffällig.

Nach einer super ersten Voruntersuchung durch eine Orthoptistin in der Praxis wurden meine Tochter getropft und wir wurden zu der Augenärztin zur Kontrolle des Augenhintergrundes und zur Bestimmung der Sehschärfe weiter gereicht (so hieß es zumindest). Durch die wartezeit wurde die kleine etwas weinerlich und als wir dann drann waren, hattten wir ein kurzes Gespräch, in dem die Ärztin in einigen Punkten das Gegenteil der Orthoptistin von sich gab (das kann noch alles rauswachsen). Danach sollten wir nach Hause geschickt werden. Auf mein nachfragen warum der Kleinen denn für dieses Gespräch nun die Augen getropft wurden, schaute sich die Ärztin zwar noch kurz in die Augen der kleinen, das wars dann aber auch schon.

Jetzt bin ich verständlichermaßen etwas verunsichert. Was kann und sollte man in diesem Alter gegen das Schielen unternehmen? Die Orthoptistin meinte aufgrund Ihres Alters sollte man mit einer Okklusionstherapie noch warten. Aber macht eine solche Terapie überhaupt Sinn, wenn nicht einmal die Fehlsichtigkeit der beiden Augen abgeklährt ist? Und wenn ja was bringt das Warten dann? Ich habe gelesen, dass teilweise auch Behandlungen mit Prismengläsern eingesetzt werden. Ist so etwas auch bei kleinen Kindern sinnvoll? Immerhin hätten die beiden Augen ja damit die chance zwei gleiche Bilder zu sehen um eine 3D  Sicht zu entwickeln. Die Orthoptistin empfahl eine OP nach etwa einem Jahr, aber macht denn eine solche OP überhaupt Sinn wenn man den "echten" Schielwinkel nicht vorher durch eine Prismenbrille herausgefunden hat? Irgendwo bin ich darüber gestolpert dass 15° etwa die Größe ist bei dem das Bild, das im einen Auge im Bereich des Schärfsten Sehens liegt im anderen Augen auf den blinden Fleck zu liegen kommt. Wenn das so ist, kann man das so verstehen dass das Gehirn das störende zweite Bild durch einstellen dieses speziellen Winkels einfach "ausstellt"?

So viele Fragen :-(.... Schon einmal im vorraus vielen Dank für euere Kommentare und Meinungen!

Bild des Benutzers Nitram
Verbunden: 27. Februar 2011 - 12:52

Hallo naca,

dass Deine Tochter erst 6 Monate alt ist, ist schon mal sehr gut. Das ermöglicht noch viel Einflussmöglichkeit. Damit man diese nicht verliert, sollte aber auch nicht nur 'einfach abgewartet werden'.

Die Vorgehensweise bei der Augenärztin (erst 'tropfen', dann aber erst nach expliziter Aufforderung die eigentliche Untersuchung halbherzig durchführen) wirkt in der Tat wenig professionell. Was bei den beschriebenen Symptomen auf jeden Fall gemacht werden sollte, ist eine ordentliche objektive Refraktion, also eine Bestimmung der Fehlsichtigkeit. Ich vermute mal, dass Deine Tochter zumindest auf dem linken Auge auch 'übersichtig' ist. Aber hier sollte nicht vermutet werden, sondern gemessen.

Insbesondere sollte auch gemessen werden, ob sich beide Augen bezüglich der Dioptrienwerte deutlich unterscheiden.

Ein Schielwinkel wurde ja immerhin schon mal bestimmt. War das der Schielwinkel, wenn sie auf entfernte Dinge schaut? Wie sieht's mit dem Schielen aus, wenn sie sehr nahe Dinge anschaut? Schaut sie dann erkennbar nur mit einem (z.B. dem rechten) Auge? Wandert das linke dann noch mehr nach innen zur Nase hin?

Bild des Benutzers naca
Verbunden: 2. Juli 2011 - 9:27

Vielen Dank für deine Antwort.

Bei der Messung des Schielwinkels war das Objekt etwa 30-40cm von Ihr entfernt. Wenn man Ihr ein Objekt sehr nah vor die Nase hält ist nicht mehr richtig erkennbar, welches der beiden Augen das schielende ist. Durch seitliches bewegen des Objektes sieht man aber schon, welches der beiden Augen sich 'richitg' bewegt. Wenn ich das Objekt vom weiten direkt auf sie zu bewege scheint sich das schielende Auge sowiso kaum bis garnicht zu bewegen. Das sehende Auge folgt dem auf sie zukommenden Objekt dann aber.

Bild des Benutzers Nitram
Verbunden: 27. Februar 2011 - 12:52

Hallo naca

... die Beweglichkeit der Augen ist unauffällig

... Wenn ich das Objekt vom weiten direkt auf sie zu bewege scheint sich das schielende Auge sowiso kaum bis garnicht zu bewegen. Das sehende Auge folgt dem auf sie zukommenden Objekt dann aber.

(Ich gehe momentan davon aus, dass das rechte Auge dasjenige ist, welches "besser sieht". Bitte gegebenenfalls richtigstellen.)

Wie wurde denn die Augenbeweglichkeit bestimmt, die zur Aussage "die Beweglichkeit der Augen ist unauffällig" führte? Ich bezweifle nicht, dass diese Aussage wohl richtig sein wird, aber welcher Test führte zu dieser Beurteilung?

Auf jeden Fall ist es nicht verkehrt, sich um die Förderung ihres linken Auges zu bemühen. Grund zur Hektik besteht dabei aber nicht, dank ihres jungen Alters. Da kann sich noch einiges von alleine "einrenken". Allerdings sollte man auch nicht nur blind darauf vertrauen, dass alles von alleine bestens wird. Denn sonst kann es irgendwann zu spät sein, um noch etwas zu erreichen.

Wie stark ist denn die Missfallenskundgebung der Tochter, wenn man ihr das rechte (gute) Auge mit der Hand abdeckt? Falls sie das zulässt ohne gleich weinerlich zu werden: Schaut sie dann erkennbar auch mit dem linken Auge?

Wie ist es im Vergleich zum Abdecken des linken Auges?  Führt das zu einer ähnlichen Missfallenskundgebung?

Bild des Benutzers Georg Scheuerer
Verbunden: 16. Januar 2003 - 0:00

Hallo,

 

ist das Schielen seit der Geburt oder erst seit kurzem (mal alte Fotos anschauen etc.) das macht einen erheblichen Unterschied!

Fluchtschielen auf den blinden Fleck entspricht tatsächlich ca. 15° - ob das hier so ist wissen wir nicht. Wenn ja - so ist es hier zur Vermeidung von Doppelbilder was ein gutes Zeichen ist.

Viel Erfolg und alles gute

 

lg

Georg Scheuerer

Bild des Benutzers naca
Verbunden: 2. Juli 2011 - 9:27

Hallo, vielen Dank für euere Antworten!

Ich gehe momentan davon aus, dass das rechte Auge dasjenige ist, welches "besser sieht". Bitte gegebenenfalls richtigstellen.

Ja, das rechte auge ist das, was mutmaßlich besser sieht.

Wie wurde denn die Augenbeweglichkeit bestimmt, die zur Aussage "die Beweglichkeit der Augen ist unauffällig" führte? Ich bezweifle nicht, dass diese Aussage wohl richtig sein wird, aber welcher Test führte zu dieser Beurteilung?

Die Orthoptistin hat dazu glaube ich beide Augen einzeln zugehalten und hat der kleinen dann ein Objekt gezeigt, welches sie dann Bewegt hat.

Wenn man meiner Tochter ein Auge zuhält, gibt es bei beiden Augen eine Missfallensbekundung, wie du es so schön gesagt hast.  Die Abwerhrreaktion auf der rechten Seite ist aber vielleicht ein wenig stärker. Wenn man einer der Augen zuhält schaut sie in beiden Fällen mit dem anderen Auge, allerdings mag sie das nicht wirklich, was das probieren dabei etwas schwierig macht.

ist das Schielen seit der Geburt oder erst seit kurzem (mal alte Fotos anschauen etc.) das macht einen erheblichen Unterschied!

Nach durchsicht der Fotos schielt sie eigentlich schon immer, aber so richtig aufgefallen ist es uns so ab dem 3. Monat. Das kann aber natürlich auch daran liegen, dass sie da angefangen hat wirklich bewusst Objekte anzuschauen.

Wir haben jetzt auf jeden Fall nochmal einen Termin bei einem anderen Augenarzt gemacht um die Fehlsichtigkeit der Augen nochmal genau ausmessen zu lassen. Allerdings bekommt man solche Termine ja mal frühstens in 4 Wochen.

Bild des Benutzers Nitram
Verbunden: 27. Februar 2011 - 12:52

Hallo naca,

Du hast nochmal einen Termin beim Augenarzt, das ist gut.

Vielleicht vorab noch folgendes:

Bei Babies ist das Schielen bis zum 3. Lebensmonat nicht so ungewöhnlich, aber bis zum 6. Monat hält es sich normalerweise nicht. Daher sollte man dann auch aktiv werden und das beidäugige Sehen möglichts bald "anschieben".  Ansonsten gilt: Was Hänschen nicht sieht, sieht Hans nimmermehr. Und es wäre doch schade, wenn von den zwei Augen eines durch Vernachlässigung in Amblyopie versinkt.

Viel Glück Euch beiden und viel Erfolg,

Nitram

Bild des Benutzers ChrisX
Verbunden: 30. Januar 2011 - 1:06

ist das Schielen seit der Geburt oder erst seit kurzem (mal alte Fotos anschauen etc.) das macht einen erheblichen Unterschied!

Fluchtschielen auf den blinden Fleck entspricht tatsächlich ca. 15° - ob das hier so ist wissen wir nicht. Wenn ja - so ist es hier zur Vermeidung von Doppelbilder was ein gutes Zeichen ist.

 

Hallo,

könntest du bitte den Unterschied und das gute Zeichen etwas genauer erklären. Würde mich als Schieler interessieren.

Viele Grüße

Chris

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Naca,

wenn Eure Kleine nach innen schielt, sollte möglichst bald mit einer Schielbehandlung begonnen werden - sonst hat sie ziemlich schnell auf dem schielenden Auge die Sehkraft eingebüßt. Meiner Freundin sagte der AA auch immer, sie kann noch warten mit ihrer kleinen Tochter - nach der Einschulung fiel dann auf, dass das kind Probleme mit dem Sehen hat und siehe da: die Sehkraft auf dem schielenden Auge war ganz weg.

Lasst prüfen, ob und wie viel sie übersichtig ist und dann auch sofort Brille verschreiben - die wirkt bei Übersichtigkeit plus Esotropie dem Schielen schon entgegen - und ggf. auch okkludieren. Meine Tochter bekam mit knapp 8 Monaten ihre erste Schielbrille und wurde auch okkludiert. Das Ergebnis heute ist nahezu gleiche Sehkraft auf beiden Augen, allerdings kein Stereosehen, weil sie von Geburt an geschielt hat. Pilotin, Kapitän oder Fluglotsin kann sie also nicht werden, aber es gibt ja auch noch andere schöne Berufe...

 

Viel Erfolg

Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Nitram
Verbunden: 27. Februar 2011 - 12:52

... Lasst prüfen, ob und wie viel sie übersichtig ist und dann auch sofort Brille verschreiben - die wirkt bei Übersichtigkeit plus Esotropie dem Schielen schon entgegen - und ggf. auch okkludieren.  ...

Auch wenn eine Brille und (vermutlich noch mehr) eine zeitweise Okklusion der Kleinen erst mal missfallen werden:

Ich sehe das genau so, man sollte so reagieren und zwar möglichst bald.

 

Das "zeitweise Okkludieren" kann man durchaus auf 30% der Wachzeit begrenzen und eventuell schon bald wieder komplett absetzen. Aber jetzt würde ich empfehlen, zum Wohle der Tochter ein paar Missfallensbekundungen in Kauf zu nehmen.

Die "Schielbrille" für die restliche Zeit wird vermutlich vergleichsweise gut toleriert. 

Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Ich hatte bei meiner Tochter eine recht große Kinderbrille - also sehr große Gläser - hatte den Vorteil, dass wir das Brillenglas abkleben durften und nicht das Auge...morgens gleich Brille auf die Nase, dann ein paar Minuten ablenken und schon ist gut....also ich hatte nie Probleme mit dem Tolerieren der Brille. Ab und zu flog sie mal aus dem Kinderwagen, weil Babies nun mal auch im Gesicht rumwischen, und wenn sie dann die Brille zu fassen kriegen, dann purzelt sie natürlich früher oder später weg oder wird als Beißring benutzt... Wink

Versuch macht klug...und rettet im Optimalfall die Sehkraft auf beiden Augen.

viele Grüße

Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Georg Scheuerer
Verbunden: 16. Januar 2003 - 0:00

Hallo,

 

 

alte Fotos zum Arzt mitnehmen wo man die Reflexe vom Blitz sehen kann (die weissen Punkte ziemlich in der Mitte) - am besten eine Nahaufnahme. Andere Fotos sind nicht zuverlässig für eine Aussage....

 

lg

Georg Scheuerer

Bild des Benutzers naca
Verbunden: 2. Juli 2011 - 9:27

So, wir waren jetzt mit unserer Tochter beim Augenarzt der uns dann weiter an die Augenklinik verwiesen hat. Bei dem Termin in der Augenklinik konnte die Sehstärke nicht bestimmt werden, wir haben aber jetzt einen Termin dafür. Das Schielen wurde recht genau untersucht: der Schielwinkel schwankt recht stark, das rechte Auge ist klar bevorzugt aber ganz kurz schaut sie zwischendurch aber auch mal mit dem Linken. Wir kleben jetzt das rechte Auge eine Stunde am Tag ab. Die kleine toleriert das Abkleben auch sehr gut. Danke für eure Kommentare!

Bild des Benutzers Nitram
Verbunden: 27. Februar 2011 - 12:52

Hallo naca,

eine Stunde Abkleben ist schon deutlich besser als nichts, aber ein bisschen mehr würde ich bevorzugen.

Es soll sicher weniger als die Hälfte ihrer Wachzeit sein, aber eine Stunde ist schon extrem wenig. Lieber jetzt mal kurzfristig etwas länger okkludieren und ab nächsten Monat schon wieder reduzieren als ein zu zögerlicher Beginn jetzt und damit unnötiger Zeitverlust.

Okklusion ist gut zur Therapie einer Schwachsichtigkeit / Amblyopie. Aber zum Trainieren des beidäugigen räumlichen Sehens ist natürlich noch etwas anderes sehr wichtig: Die Augen müssen zu einer Fusion fähig sein. Das geht aber nur, wenn beide Augen gemeinsam einen zeitgleich scharfen und deckungsgleichen Seheindruck erreichen können.

Wenn es z.B. einen großen Unterschied (deutlich mehr als eine Dioptrie) zwischen den Refraktionswerten beider Augen gibt, dann kann das Kind nur wahlweise das linke Auge scharfstellen oder das rechte. Aber niemals beide gleichzeitig. So kann sich das beidäugige räumliche Sehen dann nicht richtig entwickeln. In so einem Fall muss der Unterschied mit einer Brille korrigiert werden. Eine beidseitig gleiche, leichte Übersichtigkeit (z.B. bis maximal 2 Dioptrien) ist dagegen nicht problematisch, da Kleinkinder wenig Mühe haben, dies durch Akkommodation auszugleichen.

Des Weiteren muss per Prismenfolie etwas getan werden, wenn die Winkelfehlsichtigkeit/Schielneigung so ausgeprägt ist, dass dem Kind das gleichzeitige Betrachten eines Objektes mit beiden Augen nicht gelingt oder zu viel Anstrengung abverlangt. Dann muss man mittels einer prismatischen Korrektion die zu leistende Fusions-Anstrengung auf ein Niveau absenken, das vom Kind noch gut bewältigt werden kann.

(Wie bei so vielem gilt auch hier: Es ist in Ordnung, sich anstrengen zu müssen. Aber eine Überanstrengung muss vermieden werden.)

Viele Grüße,

Nitram

Bild des Benutzers naca
Verbunden: 2. Juli 2011 - 9:27

Hallo Nitram,

Vielen Dank für deinen Kommentar, wir werden die Abklebzeit jetzt verlängern. Sind 3 Stunden ausreichend? In der Klinik wurde uns gesagt erstmal nur eine Stunde und dann langsam auf drei Stunden steigern. Muss die Zeit eigentlich am Stück sein oder kann man es auch aufteilen?

Sie kann nicht mit beiden Augen gleichzeitig etwas ansehen. Sie schafft es nur sehr selten ganz kurz das der Reflex der kleinen Lampe in beiden Augen mittig erscheint. Wir würden liebend gerne ihre Sehstärke messen lassen haben aber bis jetzt niemanden gefunden der das zeitnah macht. Die beiden Augenärzte bei dennen wir waren konnten/wollten das nicht. In der Klinik ist gerade die Ärztin die das macht im Urlaub und wir müssen uns gedulden bis Sie wieder da ist (in vier Wochen erst). Den Termin zum Untersuchen des Schielens hatten wir auch erst nach langem betteln bekommen, erst sollten wir auch damit warten bis besagte Ärztin wieder da ist.

Wer kann solche Messungen durchführen? braucht es dazu wirklich einen Oberarzt? Wir würden die Untersuchung zur Not auch privat bezahlen. (wir kommen aus dem Raum Nürnberg/Erlangen)

In der Klinik wurde uns gesagt, sie würde sowieso nie räumliches sehen erlernen, von daher hat es keine Eile. Ist es wirklich so hoffnungslos? Die Augen wollten sie auch erst in 6-8 wochen bei der nächsten Kontrolluntersuchung ausmessen. Wir haben uns dann eigenmächtig den früheren Termin in 4 Wochen geholt.

Schonmal vielen Dank

Liebe Grüße

Naca

Bild des Benutzers GB
GB
Verbunden: 17. Mai 2011 - 15:20

@naca

... wir werden die Abklebzeit jetzt verlängern. Sind 3 Stunden ausreichend?

Bitte verlängern Sie die Abklebezeit nicht in Eigenregie, sondern halten Sie Rücksprache mit dem behandelnden Arzt/Orthoptistin.

Bei so jungen Kindern sind lange Abklebezeiten generell nicht notwendig, da die Sehentwicklung noch extrem schnell fortschreitet. Viel wichtiger ist die engmaschige Kontrolle der Entwicklung. Aber dazu wäre es nötig, wenn man zügig einen brauchbaren Befund erheben und ein allgemein verständliches Therapieziel definieren würde...

In der Klinik wurde uns gesagt erstmal nur eine Stunde und dann langsam auf drei Stunden steigern. Muss die Zeit eigentlich am Stück sein oder kann man es auch aufteilen?

Das fragen Sie am besten den behandelnden Arzt/Orthoptistin.

Sie kann nicht mit beiden Augen gleichzeitig etwas ansehen. Sie schafft es nur sehr selten ganz kurz das der Reflex der kleinen Lampe in beiden Augen mittig erscheint.

Das ist grundsätzlich ein gutes Zeichen. Darauf könnte man aufbauen.

Wir würden liebend gerne ihre Sehstärke messen lassen haben aber bis jetzt niemanden gefunden der das zeitnah macht. Die beiden Augenärzte bei dennen wir waren konnten/wollten das nicht. In der Klinik ist gerade die Ärztin die das macht im Urlaub und wir müssen uns gedulden bis Sie wieder da ist (in vier Wochen erst). Den Termin zum Untersuchen des Schielens hatten wir auch erst nach langem betteln bekommen, erst sollten wir auch damit warten bis besagte Ärztin wieder da ist.

Wer kann solche Messungen durchführen? braucht es dazu wirklich einen Oberarzt?

Eigentlich nicht. Es braucht vor allem eine Fachperson, die mit sehr kleinen Kindern klar kommt und sich für die Sache an sich interessiert.

In der Klinik wurde uns gesagt, sie würde sowieso nie räumliches sehen erlernen, von daher hat es keine Eile. Ist es wirklich so hoffnungslos?

Nein! Eine Aussage mit solch überzeugter Endgültigkeit ist einfach nur dummes Geschwätz!

Die Augen wollten sie auch erst in 6-8 wochen bei der nächsten Kontrolluntersuchung ausmessen. Wir haben uns dann eigenmächtig den früheren Termin in 4 Wochen geholt.

Gut so!

GB

Bild des Benutzers GB
GB
Verbunden: 17. Mai 2011 - 15:20

Den Termin zum Untersuchen des Schielens hatten wir auch erst nach langem betteln bekommen, erst sollten wir auch damit warten bis besagte Ärztin wieder da ist.

Um die Wartezeit zu überbrücken, empfehle ich Ihnen ein paar einfache Massnahmen:

Schaffen Sie Spielbedingungen, bei denen Ihr Kind beide Körperhälften gleichmässig benutzen muss. Arme, Beine, Körperdrehungen. Dass es den Kopf in beide Richtungen drehen muss (links/rechts). Dass es die Augen in beide Richtungen drehen muss (links/rechts).

Falls das Kind bereits eine deutlich überbevorzugte Körperseite hat, dann versuchen Sie es auch in die andere Position zu bringen und diese Seite stärker zu stimulieren.

Ich würde dem Kind Spielsachen hauptsächlich weit von der rechten Seite (dem noch schielenden Auge) anbieten. Ein Glöckchen oder eine Rassel bietet sich an, da diese auch noch Geräusche macht und mehrere Sinne stimuliert. Sie können das Glöckchen auch mit einem anderen Spielzeug kombinieren und das Interesse wachzuhalten.

Selbst wenn Ihr Kind die Augen nur abwechselnd zu benutzen scheint, wird es mit ziemlicher Sicherheit in einem gewissen Abstand (meist kurz vor der Nase) einen Punkt geben, wo es beide Augen gleichzeitig nutzen wird. Suchen Sie diesen Punkt, bieten Sie dort ein Spielzeug an und „ziehen“ sie das Spielzeug von dort langsam vom Gesicht weg, bis das Kind wieder anfängt zu alternieren (Augen abwechseln, schielen). Wiederholen Sie diesen Vorgang so oft wie möglich. Das Kind darf auch ruhig das Spielzeug mit beiden Händen fassen und muss Ihrem Ziehen mit den Händen folgen. Es sollte aber ein lockeres Spiel bleiben und nicht in einen Kampf ausarten!

Wenn Sie Ihr Kind füttern, bieten Sie ihr die Flasche von verschiedenen Richtungen an. Geben Sie ihr die Möglichkeit, neue Seherfahrungen zu gewinnen und sich nicht auf ein Muster „einzufahren“.

Lassen Sie das Kind auf einer karierten Decke (Schachbrettmuster) spielen. So bekommen beide Augen ein ähnliches Bild und die binokularen Zellen im Gehirn werden stimuliert.

Ich würde ebenfalls den Schlafplatz mit karierten Decken aushängen. Die verschiedenen Decken können durchaus verschieden grosse Karos haben. Als Farbe würde ich schwarz-weiss bevorzugen, eventuell auch rot-weiss.

GB

Bild des Benutzers Nitram
Verbunden: 27. Februar 2011 - 12:52

Hallo Naca,

"Nein", es ist nicht hoffnungslos. Überhaupt nicht!

Räumliches Sehen ist nicht etwas, das entweder ein- oder ausgeschaltet ist. Es gibt viele Zwischenstufen und es läßt sich sicher noch eine ganz ordentliche räumliche Wahrnehmung erreichen. Es ist schon unglaublich, was Dir da von verschiedenen Seiten erzählt wurde. Die eine Seite sagt "erst mal abwarten, alles noch viel zu früh für irgendwelche Maßnahmen" und die andere Seite "alles schon viel zu spät, da hilft nichts mehr". Ich kann nur den Kopf schütteln. Richtig ist, dass man jetzt gleich reagieren muss, damit es noch ordentlich wirkt.

3 Stunden Abkleben sind gut, das "langsam auf 3 Stunden steigern" kann man auch "weniger langsam" machen.

Die 3 Stunden aufteilen ist OK, aber am Stück ist es noch wirksamer. Einfach mal sehen, wie es sich in der Praxis am besten umsetzen lässt.

Ganz besonders wichtig ist aber, dass die Kleine eine passende Brille bekommt. Ohne wird das nichts mit dem räumlichen Sehen.

Was gemacht werden muss (noch diese Woche, wenn möglich):

Suche Dir einen erfahrenen Augenoptiker(meister), der sich mit Nah-Skiaskopie bei Kleinkindern auskennt. Nach alldem, was ich von den "eigentlich passenden Experten", die Du bisher aufgesucht hast, gehört habe, fällt es mir nämlich echt schwer zu sagen "mache einfach was die Dir sagen".

Klingle lieber bei Augenoptikern der Umgebung an und frage. Da wird sich sicher jemand finden lassen, der nicht allzu weit weg ist und sich auskennt.

Wenn Du einen passenden Augenoptiker gefunden hast (eher keine Kette sondern "der Augenoptikermeister um die Ecke mit langjähriger Berufserfahrung"), dann sollte das weitere sich von allein ergeben.

Die Brille sollte meiner Meinung nach folgende Bedingungen erfüllen:

-  Eine Baby-Brille, die eine Verletzungsgefahr vermeidet

- das Glas für das linke Auge möglichst auf Emmetropie, das Glas für das rechte Auge dagegen auf leichte Hyperopie eingestellt bekommen (ich empfehle so um etwa eine Dioptrie verbleibende Hyperopie)

- Prismenfolie auf beide Gläser aufbringen, nicht nur auf ein Glas

Wahrscheinlich wird das auf zwei Brillengläser mit Plus-Dioptrien hinauslaufen, wobei vermutlich das linke Glas etwas stärker sein muss. Aber das ist nur eine erste Vermutung. Mal sehen, auf welche Werte der Augenoptiker vor Ort kommt.

Jetzt auf jeden Fall keine Zeit mehr verlieren und schnell die Gelben Seiten nach Augenoptikern durchforsten, die man anrufen und aufsuchen könnte.

Viel Glück Euch beiden und viele Grüße,

Nitram

Bild des Benutzers naca
Verbunden: 2. Juli 2011 - 9:27

Hallo,

Augenoptiker dürfen so kleine Kinder wohl gar nicht untersuchen, das muss ein Arzt machen. Wir warten jetzt auf den Termin in der Klinik  und hoffen das die Oberäztin (oder jemand anders der sich auskennt) sich ausreichend Zeit für uns nimmt und uns eine Brille verschreibt. Wir werden Euch dann berichten.

Naca

Bild des Benutzers Kugelblitz
Kugelblitz (nicht überprüft)

Hallo Naca,

ich befinde mich in einer ähnlichen Situation. Die eigentliche medizinische Untersuchung des Auges darf meines Wissens tatsächlich nur der AA durchführen. Auch ich habe die Aussage erhalten, dass räumliches Sehen nicht mehr erlernt werden kann. Bei meinem Sohn besteht der Verdacht auf Mikrostrabismus.

Mein Optiker ist allerdings auch der Ansicht, dass er einen Sehtest bei kleinen Kindern (mein Sohn ist 2,5 Jahre) nicht durchführen darf bzw. dass dies in die Hände eines AA gehört. Ich hätte gerne einen Vergleich zu dem Test (LEA-Test) des AA/Orthoptistin gehabt bzgl. des Visus. Aber nix da.

Allerdings habe ich diesem Forum den Eindruck gewonnen, dass Optiker das sehr wohl durchführen dürfen (einen Sehtest).

Weiterhin alles Gute

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo,

es gibt kein Gesetz, das uns Augenoptikern das Prüfen der Sehleistung bei kleinen Kindern verbietet. Das Einzige, was ich von den Eltern verlange, dass vorher eine medizinische Untersuchung beim Augenarzt erfolgt. Ich möchte nicht schuld daran sein, irgendwelche schwerwiegenden Erkrankungen in oder hinter den Augen nicht erkannt zu haben, weil ich das nicht sehen konnte.

Lea-Teste sind dafür sehr gut.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers naca
Verbunden: 2. Juli 2011 - 9:27

Hallo,

Wie überprüft man eigentlich die Sehleistung bei einem Baby? Wenn ich das richtig verstanden habe, beruht der Lea test auf dem Erkennen von Bildern. Bei einem Baby stelle ich mir das schwierig vor, da das ja nicht sagen kann ob es etwas erkennt oder nicht.

Viele Grüße

Naca

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo, bei einem Säugling ist die Sehschärfe noch nicht bestimmbar, wohl eine objektiv feststellbare Fehlsichtigkeit. Für alle Teste, die eine deutliche Aussage für die Sehschärfe machen, brauche ich die Mitarbeit des Kindes, also 2,5-3 Jahre alt mindestens.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers GB
GB
Verbunden: 17. Mai 2011 - 15:20

@naca

Ein „richtiges“ Überprüfen von Säuglingen, mit dem Ziel von „harten Fakten“ wie wir sie von Erwachsenen kennen, ist nicht möglich.

Alle genauen und verträglichen Verfahren sind auf die Mithilfe des Patienten angewiesen. Ist diese Mithilfe nicht gegeben (Säugling), so bleibt nur ein mehr oder weniger genaues Abschätzen, was sich allerdings im Praxisalltag als gut genug erwiesen hat.

Es stehen unter anderem folgende Abschätzverfahren zur Verfügung:

Objektive Refraktion

Sind die möglichen Korrekturwerte rechts und links deutlich unterschiedlich, so kann (!) das auf ein Problem hindeuten.

Preferential Looking

Dem Säugling werden zwei tischtennisartige Schläger vorgehalten. Der eine ist grau, der andere hat ein definiertes Streifenmuster darauf. Man geht nun davon aus, dass das Kind eher Gefallen am Streifenmuster findet und deshalb das Muster länger anschaut als den nur grauen Schläger. Man verringert nun das Streifenmuster, bis das Kind keine eindeutige Bevorzugung mehr für einen Schläger zeigt. Aus dem kleinsten Streifenmusterabstand, welcher noch eine relativ deutliche Reaktion gezeigt hat, kann man dann die Sehschärfe abschätzen.

Durchleuchtungstest nach Brückner (Brückner-Test)

Man macht sich den „rote-Augen-Effekt“ von Fotografien mit Blitzlicht zunutze. Wenn das Kind optimal (!) in das Blitzlicht schaut, dann sollten beide Augen den gleich hellen „Roteffekt“ zeigen. Wenn ein Auge dunkler oder deutlich anders rot erscheint, dann wäre das ein Hinweis auf ein mögliches Problem.

Optokinetischer Nystagmus

Man zeigt dem Kind eine Trommel mit Längs-Streifenmuster und lässt nun die Streifen langsam rotieren. Wenn das Streifenmuster noch erkannt wird, werden die Augen den Streifen hinterherschauen. Das Phänomen kennen wir vom Auto- oder Zugfahren. Es scheint als ob die Augen zucken, weil immer wieder neu fixiert wird.

Zudecktest

Wird ein Auge bevorzugt oder ist deutlich besser, und deckt man nun dieses Auge ab, so regt sich meist (!) Widerstand beim Kind. Daraus lässt sich wiederum ableiten, dass ein Auge eventuell besser/schlechter ist.

Visuell evoziertes Potenzial

Man zeigt dem Kind Lichtblitze oder verschiedene Schachbrettmuster und misst die Hirnströme der Sehrinde des Gehirns.

 

Wer also nach der „absoluten“ Wahrheit bei einem Säugling sucht, wird leider enttäuscht werden. Es bleibt bei Schätz- und Erfahrungswerten.

GB