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Bild des Benutzers anja1970
Verbunden: 30. Juli 2007 - 23:44
Abkleben beim Schielen - skeptisch

Hallo,

unser Sohn (gerade 7 geworden) hat seit einem Jahr eine Brille. Die hat er wegen einer leichten Weitsichtigkeit und Mikroschielen bekommen (1,25 Dioptrien, beide Augen). Seit einem halben Jahr hat sich das Schielen verstärkt, wenn er müde ist, kann man es am häufigsten beobachten, das Mikroschielen konnten wir ja nicht sehen. Jetzt waren wir zur Kontrolle (wir gehen seit er 6 Monate alt ist alle 3 Monate zur Kontrolle zum Augenarzt) und die Orthopistin hat uns empfohlen, das nicht schielende Augen jeden Tag 4 Stunden abzukleben. Dazu sollte ich ergänzen, dass unser Sohn ein ehemaliges extremes Frühchen aus der 26. SSW ist, der schon mehrmals operiert worden ist und in puncto Arztbesuche schon viel mitgemacht hat. Pflaster sind für ihn ein rotes Tuch und jetzt soll ich ihm die aufs Auge kleben. ..

Meine Fragen Wie kann es sein, das beide Augen gleiche Werte haben (mittlerweile 1,5 Dioptrien), obwohl das eine Auge zeitweise schielt? Ist es Zufall, dass das Schielen zeitgleich mit der Brille schlimmer geworden ist?

Nützt das Abkleben wirklich? Ich bin da skeptisch, zumal unser Sohn es vehement ablehnt und es ihn ja auch einschränkt (z.B. soll ich mit ihm für die Ergotherapie viel feinmotorische Übungen machen, mit einem Auge viel schwieriger für ihn), Radfahren mit einem Auge wird wohl auch schwierig bis unmöglich etc.

Auf der anderen Seite habe ich Angst, dass das Schielen schlimmer wird und es ihm Probleme bereitet, dass evtl. wieder eine OP auf uns zukommt.

Liebe Grüße von Anja

Bild des Benutzers Doccy
Verbunden: 8. Januar 2003 - 0:00

Hallo Anja,

daß Ihr Sohn auf beiden Augen eine Korrektionswirkung von (vermutlich Smile 1,5 dpt hat, ist zunächst nicht ungewöhnlich, ist auch nicht so wichtig. Ist dieser Wert nach medikamentöser Applikation (Tropfen der Augen) gemessen worden?

Viel wichtiger ist es zu wissen, ob die Sehleistung (der Visus) beider Augen gleich oder nahezu gleich ist. Ebenso wichtig ist es zu wissen, ob Söhnchen die Brille gerne trägt. Wenn ja, deutet das darauf hin, daß sie richtig ist. Trägt er sie nicht gerne, dann ...

Nach hiesiger Auffassung ist Ihre Skepsis berechtigt. Denn mit den Zukleben ist das so eine Sache. Hat man Ihnen gesagt, warum zugeklebt werden soll? Hat man Ihnen gesagt, warum gerade das rechte oder das linke Auge? Oder abwechselnd? Die Zukleb-Therapie ist nach neuerer augenheilkundlicher Erfahrung nur kurzzeitig anzuwenden, und dann auch nur zur Vorbereitung anderer Maßnahmen, die hier aber nicht ergriffen werden sollen.

Wenn er müde ist, hat sein „Sehapparat“ nicht genügend Energie, das beidäugige Sehen aufrecht zu erhalten. Ist die „Schielphase“ nur kurzzeitig? Dann wird in dieser Phase der Akku aufgeladen. Dann ist er zum Glück kein echter Schieler. Es deutet eher darauf hin, daß er eine unkorrigierte Winkelfehlsichtigkeit (Wf) hat. Sie wird reflektorisch korrigiert, verbraucht dabei unglaublich viel Energie.

Wenn, wie vermutet, Ihr Söhnchen die Brille nur aus Gehorsam trägt, dann sollten Sie überlegen, ihn doch mal auf Wf bei einem Augenoptiker, der mit der MKH vertraut ist, prüfen zu lassen. Adressen finden Sie in diesem Forum unter Mitgliederverzeichnis/Adressen/Winkelfehlsichtigkeit oder unter www.selbsthilfegruppe-:wink:elfehlsichtigkeit.de.

Noch ein Hinweis Wenn Ihr behandelnder Arzt für Augenheilkunde diese Messung nicht durchführt, wird er sie auch wohl kaum beherrschen. Sonst wäre er schon von selbst darauf gekommen, sie durchzuführen. Es erscheint mir folglich nicht sinnvoll, mit ihm darüber zu reden.

Fall Sie keine in Ihrem Aktionsradius einigermaßen erreichbare Adresse finden, sprechen Sie mich über eine PN an. Es gibt viele Augenoptiker, die mit der MKH umgehen können, nur nicht jeder läßt sich „listen“.

Viele Grüße
Doccy

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Anja,

schaue auch mal unter www.:wink:elfehlsichtigkeit.de , was Du da über das Abkleben findest.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Georg Scheuerer
Verbunden: 16. Januar 2003 - 0:00

Hallo Anja,

Wenn bei Ihrem Sohn ein Micorstrabismus vorliegt, dann hat er keine Winkelfehlsichtigkeit. Auch wenn fast jedes Schielen einen "phorischen Anteil" besitzt. Wahrscheinlich liegt ein Schielen nach innen vor.
Die MKH muss hier anders angewendet werden wie wenn klassisch eine Wf vorliegt(ich würde dass dann nicht mehr MKH nennen)- hier einen guten Fachmann zu finden ist nicht ganz so einfach. Manche sind nirgends gelistet (wie Doccy schrieb) und manche die gelistet sind kennen sich mit "Schielern" nicht so gut aus.

Zum Abkleben eines Auge ohne nähere Informationen möchte ich nichts sagen.

Grüße und alles gute
Georg Scheuerer

Bild des Benutzers anja1970
Verbunden: 30. Juli 2007 - 23:44

Hallo,

erstmal Danke für die Antworten!

Die Brillenwerte sind ermittelt worden, nachdem die Pupillen durch die Augentropfen geweitet waren. Gerne trägt unser Sohn die Brille nicht, es hat gedauert, bis er bereit war, sie immer zu tragen. Er meint, ob mit oder ohne Brille sehe er gleich gut. Unsere Augenärztin erklärte mir, dass Kinder eine Weitsichtigkeit ausgleichen können, daher würde er keinen Unterschied merken. Die ersten Monate hat er auch häufig über oder unter der Brille durchgeschaut, daraufhin sind die Werte nochmal überprüft worden, doch daran lag es nicht.

Ich habe den Eindruck ohne Brille schielt er mehr (ein paar Tage hat er keine Brille getragen, da ein Glas aus der Fassung gefalle war und die Reparatur dauerte eben so lange).

Wir sollen täglich 4 Stunden am Stück das linke Auge (was nicht schielt) abkleben. Die Sehleistung des linken Auges ist besser. Damit die Sehleistung des rechten Auges verbessert wird, sollen wir abkleben. Ich hatte gedacht, dadurch würde auch das Schielen evtl. zurückgehen, wenn das rechte Auge wieder mehr "mitguckt", oder habe ich das falsch verstanden?

So, jetzt werde ich mich erstmal über Abkleben und Winkelfehlsichtigkeit informieren.

Liebe Grüße von Anja

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Anja,

das mit dem Abkleben ist umstritten....auch ich habe Extremfrühchen, die beatmet worden waren und von Geburt an in engmaschiger, augenärztlicher Kontrolle waren.

Bei meiner Tochter hat es zumindest bewirkt, dass die Sehkraft auf beiden Augen gleich geblieben ist und ein Auge nicht abgeschaltet hat (dann hätte wir heute allerdings die Probleme mit dem gestörten Binokularsehen nicht mehr....denn einäugig hat man nunmal keines).

Ein Schielen bekommst Du damit wohl nicht weg....aber so viel kann ich zum Thema Abkleben nicht sagen. Es kann, richtig angewendet, Segen sein, falsch angewendet, wohl eher ein Fluch...

Übrigens Auch echte Schieler gucken hin und wieder geradeaus. Es gibt intermittierende Schieler, die sind dennoch echte Schieler. Und wenn es sich um ein normosensorisches Spätschielen handelt (also der Schielbeginn ist erst im Laufe der ersten Kindheitsjahre), haben auch diese Kinder Binokularsehen (allerdings mehr oder minder eingeschränkt). Diese Kinder gehören in absolut kompetente Hände, denn es sind echte Schieler, teils dann MIT aufgepfropfter Wf. Hier im Forum kann Dir aber keiner sagen, um was es sich bei Deinem Kind handelt. Wir können nur vermuten und Dir Tipps geben, denn es bedarf einigehender Augenprüfungen, um festzustellen, was für eine Art von Sehfehler vorliegt. Es ist jedenfalls falsch, zu sagen, ein Kind sei KEIN echter Schieler, sobald es zumindest hin und wieder die Augen gerade stellen kann.

Wichtig ist eine richtige Brille, die erstens die richtigen Werte hat (und zwar nicht nach der Methode erst tropfen, und dann pi mal Daumen was abziehen und das in die Brille packen) und die die Augen beim Binokularsehen unterstützt. Da den richtigen Anwender zu finden ist nicht einfach...Du brauchst einen guten Refraktionierer und einen guten Augenarzt, und die sollten sich auch untereinander austauschen. Oder aber Du hast einen Augenarzt in Deiner Nähe, der auch die MKH-Methode beherrscht. Ansonsten schließe ich mich Georg Scheurer uneingeschränkt an.

Apropos Abkleben ich habe bei meiner Tochter lediglich das Brillenglas zugeklebt, denn sie vertrug keine Pflaster, egal welche. Vielleicht ist das ja auch eine Möglichkeit für Euch?

Viele Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Occlusionstherapie soll eine Amblyopie, eine Sehschwäche eines Auges, beheben. Auf das bestehende Schielen hat das wenig Einfluß. Stundenweise abkleben nur dann, wenn die Sehleistung zwischen rechts und links nicht zu sehr unterschiedlich ist und wennn ein nur geringer Schiel:wink:el besteht. Sonst würde das Schielen dekompensieren. Und nein, Prismen helfen hier allein nicht. Egal was hier der "Altmeister" hüstel.... der MKH'ler abläßt. Der weiß ja nicht mal was ein Strabismus ist. Das gibt es ja für den nicht. Dann eben nicht.

Es gibt eben Leute die gebildet sind. Und genügend Intelligenz auch für fachfremde Dinge aufbringen und es gibt solche die das nicht haben. Ich kann das sowieso nicht ändern. Irgenwie habe ich den Verdacht das bei der Grablegung von Haase so mancher nicht nur den Leib des Verstorbenen beigesetzt sondern auch noch seinen Verstand beim Herrgott abgegeben hat. Der heilige Geist ist irgendwie abhanden gekommen.

Klar, dass das Abkleben nicht auf Gegenliebe beim Filou stößt. Wer sieht schon gerne freiwillig schlechter. Lassen Sie sich doch mal vom behandelnden Augenarzt die Sehschärfen rechts und links geben. Dann wissen wir mehr. Mit der Brille und der Gewöhnung bei bestehender Weitsichtigkeit hat meine Kollegin völlig recht.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant