Hat jemand gestern zufällig "Extra" gesehen?
Dort hat man einen Augenarzt mit versteckter Kamera gefilmt nachdem bekannt wurde, dass er bzw. sein Personal Termine am Freitag Nachmittag verteilen, wenn die Kassenpatienten hierfür 60€ auf den Tisch legen.
Also: es geht nicht um Leistung, NUR um einen früheren Behandlungstermin!
Dem Arzt drohen jetzt Konsequenzen, aber die Entwicklung ist doch zum kotzen, oder?
Vor allem bei Augenärzten scheint es zunehmend Leute so zu ergehen, dass sie angemeckert, rausgeworfen oder angemacht werden, wenn die "Kassler" sind.
Ich habe jetzt 3 Augenärzte durch. Der erste hat mir wortwörtlich gesagt: "Fragen Sie nicht so viel, wir sind hier schließlich in der KAssensprechstunde"! Der zweite wollte mir Weitstellen beim Kind als IGEL anbieten und hat mir ab 3 Kindern "Rabatt" angeboten (das ist der, der auch Brillen verkauft, aber nicht ohne vorher nochmal für 25€ zu Refratktionieren) und der Dritte hat fast gar nicht mit mir geredet, mich aber mit jeder Sekunde spüren lassen, dass ich unerwünscht bin.
Im März versuche ich den nächsten...aber ich kann doch nix dafür! Ich zahle jährlich über 3000€ für die KV...
ich kann den Frust verstehen, den die Ärzte haben. Klar sind die Budgets mist. Aber ich bin und bleibe ein Mensch mit Gefühlen und nicht der Schuhabtreter des Systems. Allmählich entwickel ich einen ausgeprägten Hass, kombiniert mit Angst, überhaupt zu einem Augenarzt zu gehen. Als Uveitis-Patient ich der Oberarsch, weil da die Kasse Druck messen übernimmt, aber natürlich wäre IGEL viel lukrativer für Herrn Doktor....ehrlich, ich krieg langsam die Wut und ich habe mir geschworen, der nächste Augenarzt der mich anmacht oder betrügt (wie im Fall Weitstellen Kind, zu behaupten, das sei keine Kassenleistung), der bekommt meine ganze Wut ab - notfalls auch juristisch. Ich habe den Kaffee ein für alle mal auf!
Ich bin im allgemeinen kein Freund von Ärzten und habe auch meine diesbezüglichen Erfahrungen mit Augenärzten. Trotzdem möchte ich hier bemerken, daß es auch anders geht und daß doch allmählich auch die Ärzte sich mehr in Richtung Patientenfreundlichkeit bewegen.
Mir wurde hier in Berlin eine Gemeinschaftspraxis empfohlen, und ich muß sagen, ich war begeistert. Kann ja schon sein, daß dieses Konzept noch die Ausnahme ist, aber es gibt keine Sprechstundentermine. Es wird einem empfohlen, frühstmöglich am Morgen oder Nachmittag zu kommen und eine Nummer zu ziehen. Ab einer bestimmten Anzahl von Patienten wird keiner mehr reingelassen. Natürlich war es voll und man saß rum, aber insgesamt habe ich gerade zwei Stunden gewartet. Das ist nicht so schlimm, und ich habe tatsächlich den Vorteil, im Notfall eben einfach mal schnell vorbeizuschauen, ohne daß ich die Sprechstunde erst überreden muß, daß ich ein Notfall bin.
Die Ärztin hat sich sehr viel Zeit genommen und hat alle meine Fragen beantwortet. Ich war wirklich sehr angetan. Es geht also auch anders. Man muß diese Ärzte halt suchen, aber man sollte die Hoffnung nicht aufgeben, daß es allmählich auch mehr werden.
LG
Jan
Sorry, zunächst hing das System und nun ist der Post zweimal drin.
Jan
Hallo Jan,
ich suche auch fleißig weiter. Ich habe ja gottseidank eine Gyn, einen Zahn-, einen Haut- und einen Hausarzt, die es auch anders vorleben und für die gehe ich auch gerne auf die Strasse.
Leider ist nur ein Augenarzt eine Spezies, die ich dringend brauche (zwar nicht akut, aber es KÖNNTE aktur werden) .
Aber frustriert bin ich trotzdem...ich kann die Not der Ärzt echt verstehen. Wir arbeiten mit 2 Kliniken zusammen, die beide jammern darüber, dass sie keine Ärzte finden! Klar, die guten Ärzte gehen ins direkt benachbarte Ausland (Dänemark und Holland).
Wenn da in Deutschland nicht gravierend was passiert....ich fürchte, es muss erst alles zusammenbrechen...die Privatpatienten werden ja genau so vera..... . Was da für ein Schwachsinn für unabdingbar verkauft wird...es gibt einfach kaum noch ein Mittelmaß.
Gott schenkt Dir das Gesicht. Lächeln musst Du selber!
Hmm, also ich bin gestern auch zitternd in die nächstbeste Augenarztpraxis hier am Ort gegangen (wegen Sjögren, Cortison und so....) und fragte ganz ruhig, ob man überhaupt noch Patienten annimmt (der Doc ist schon etwas betagter, aber nicht schlecht).
Die Dame wollte wissen, warum ich einen Termin brauche und bemühte sich sofort um einen schnellen Termin (Wartezeit knapp über 6 Monate!) als ich ihr meine Diagnose schilderte. Sie bot mir auch an, zunächst bei der Konkurrenz nachzúfragen, wo eigentlich auch 6 - 9 Monate Wartezeit sind. Dann sah sie mein betretenes Gesicht und blätterte den Terminer durch. Und siehe da - ich habe in 5 Wochen einen Termin bekommen!!!!!!!!!!! Ohne Bakschisch! Ich war freundlich zu ihr, sie war freundlich zu mir und ich habe mich auch sehr herzlich bedankt, dass es doch so früh geklappt hat mit dem Termin. Für mich ein Beweis, dass auch Kassenpatienten gut behandelt werden und die Maschinerie für sie genauso fährt, wie für die Privaten. Die Erfahrung habe ich übrigens schon öfter gemacht. Sobald wirklich eine ernste Geschichte im Busch war, habe ich sehr schnelle und sehr kompetente Hilfe bekommen. Man hat keine Kosten gescheut, und mir Kassenfutzi auch nicht das teure MRT und Scinti vorenthalten.
LG
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
Na gut, dass es so gelaufen ist. ABer ist das nicht ätztend, dass man da zitternd hingehen muss?
Und was hättest Du getan, wenn die Dir gesagt hätten, für 60€ können sie einen Termin am Freitag haben....
Gott schenkt Dir das Gesicht. Lächeln musst Du selber!
Hi Kerstin,
das Vorgehen hätte ich meiner KK gemeldet. Ich hätte keine 60 Euro gezahlt! Das sind schwarze Schafe und die sollte man melden. Auch bei uns war dazu heute ein Artikelchen in der Zeitung - auch zu den sog. IgeL-Leistungen. Bevor ich den Termin im April habe, werde ich mich noch schlau machen, welche Untersuchungen die auf Kassenkarte zu leisten haben in meinem Fall und was optional ist. Ich werde nichts extra bezahlen! Weder die Augeninnendruckmessung noch die weiteren Untersuchungen auf grauen Star etc....und wenn er für die Refra was nehmen will, verzichte ich. Mein Optiker kann es eh besser ...
Lg
Kerstin
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Was ich bei der ganzen Diskussion nicht verstehe: Die Ärzte haben Verträge mit den Kassen. Diese Verträge handelt doch die Ärztekammer mit den Kassen aus. Also deren eigenes Gremium. Warum rollen also keine Köpfe bei denen, die die Verträge machen (für die "Vertrags"-Ärzte") sondern die Patienten müssen sich demüten und beschimpfen lassen?
Wir sind doch keine "Dinger".
Gott schenkt Dir das Gesicht. Lächeln musst Du selber!
ich denke schon, dass es Konsequenzen gibt, aber: Wo kein Kläger, da kein Richter. Es liegt an den Patienten, diese schwarzen Schafe konkret bei der KK oder direkt bei der Ärztekammer zu melden. Ein Einzelner bewirkt wenig, aber wenn viele Meldungen gegen konkrete Praxen eingehen, dann wird man bestimmt hellhörig und auch handeln.
LG
Kerstin
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Ich glaube da nicht mehr dran. Ich weiß, bei dem Arzt der mir gesagt hat, ich solle nicht so viele Fragen stellen, stapeln sie die Beschwerdebriefe bei der Kammer. Ich war nicht die erste und nicht die letzte, die sich dort beschwert hat.
Und man bekommt auch von dort keine Reaktion. Die Kassen machen gar nix! Die wollen auch nicht wissen, welcher Arzt das war.
Ich denke, wir haben Augenärztemangel in Solingen, da wird lieber totgeschwiegen und die Patienten den Wölfen zum Fraß vorgeworfen.
Hier ist Kammer und Kasse völlig zwecklos! Da hilft allenfalls eine private Klage. Und wenn mich noch einmal jemand so offensichtlich betrügt, wie der Typ mit dem Weitstellen, dann lass ich mir das schriftlich geben und zeige ihn an.
Ich habe die Schauze so gestricken voll...ich bin an dem Punkt, wo ich es mit gleicher Härte zurück geben will.
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